Vorstellung Gabriela Keller

 

  • 1998-2004: Studium | Englische, Deutsche und Französische Philologie
  • 2004-2006: Volontariat | Weser-Kurier
  • 2006-2012: Freie Korrespondentin und Nahost-Reporterin
  • 2012-2027: Reporterin |  Berliner Zeitung
  • 2017-2020: Redakteurin Team Investigativ | taz 
  • 2018: Dumont Journalistenpreis 
  • 2021: Buchveröffentlichung: Bereit für den Untergang: Prepper
  • 2022: Reporterin des Jahres | Kategorie Sport
  • Seit 2020:  Investigative Reporterin | CORRECTIV 

 

Journalistin des Jahres 2022 | Kategorie Sport

 

  • Gabriela Keller und ihr Recherche Team belegten bei der Wahl der „Journalistinnen und Journalisten des Jahres 2022“ Platz 2 in der Kategorie „Sport“
  • Recherche: Häuslicher Gewalt im Profifußball 
  • Veröffentlichung zeigten erstmals ein Bild des Machtmissbrauchs: Es geht um Macht, Einschüchterung, Schmutzkampagnen, Gewalt und Psychoterror
  • Mehrere Ex-Partnerinnen von Profifußballern sprachen gegenüber CORRECTIV und SZ über strukturelle Gewalt

 

Vorstellung CORRECTIV

 

  • Erstes spendenfinanzierte Medium in Deutschland
  • Gemeinnützige, unabhängige Redaktion
  • Investigativer Journalismus
  • Spezialisiert auf Recherchen, die strukturelle Missstände, Korruption und unethisches Verhalten aufzeigen und gesellschaftsrelevant sind, zum Beispiel: Cum-Ex (Form der Steuerhinterziehung), AFD Spendenskandal, Häusliche Gewalt
  • Recherchen sind für alle kostenlos zugänglich
  • Die Redaktion wurde bereits mit über 30 Preisen ausgezeichnet,  u.a. Grimme Online Award, Nannen Preis, Helmut Schmidt Journalistenpreis, Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus

 

Was sind Väterrechtler/Väterrechtsverbände?

 

  • Es gibt viele verschiedene Organisationen und Strömungen
  • Neutrale Vereine, Beratungsstellen mit den Zielen Rechte/Positionen der Väter in bestehenden Beziehungen und bei/nach Trennungen zu verbessern, sind hier nicht gemeint
  • Es geht um Vereine/Verbände die frauenfeindliche und antifeministische Positionen vertreten und  feministische Theorien ablehnen 
  • Beispiele von Aussagen: “Frauenhäüser sind  Horrorkabinette”, “Väter leben in einem von Frauen dominierten System”
  • Organisationen sind gut vernetzt, suchen gezielt die Kontakte in die Politik und Justiz
  • Sie verfassen Thesenpapiere, organisieren Konferenzen und Workshops
  • Unter dem Deckmantel von Gleichberechtigung, Geschlechtergerechtigkeit zielen die Forderungen vor allem auf Macht, Kon­trolle, Rachelust der Frau und die Verharmlosung von häusliche Gewalt
  • Sie treten für eine Reform des als ungerecht empfundenen Sorgerechts ein, dabei  agieren sie geschickt und stellen nicht sich selbst in den Mittelpunkt, sondern die vorgeblichen Bedürfnisse der Kinder

 

Erklärung | Elterliches Entfremdungssyndrom (PAS) 

 

  • Das Elterliche Entfremdungssyndrom (engl. Parental Alienation Syndrome), kurz PAS, wurde vom amerikanischen Kinder- und Jugendpsychiater Richard Gardner in den 80er Jahren entwickelt, um zu erklären, warum manche Kinder nach einer Trennung den getrennt lebenden Elternteil ablehnen und Umgangskontakt mit ihm verweigern, obwohl es auf den ersten Blick keine nachvollziehbaren Gründe ersichtlich sind
  • Gardner nahm als Hauptursache eine Manipulation des Kindes durch den betreuenden Elternteil an
  • Die Existenz des  PAS ist stark umstritten und Wissenschaftsverbände lehnen es international als unwissenschaftlich ab
  • PAS ist auch im ICD-11 (internationale Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht als Diagnose gelistet
  • Dennoch taucht der Begriffe/dieses Syndrom weiter auf, z.B. bei Familiengerichten und bei Väterrechtsverbänden

 

Welche negativen Auswirkungen hat die Anwendung von PAS an Gericht – besonders in Fällen von häuslicher Gewalt?

 

  • Väterrechtler/Väterrechtsverbände nutzen diesen Begriff/ dieses Syndrom bewusst, um den betreuenden Elternteil ( Mutter) zu schwächen
  • Lehnt das Kind den Umgang mit dem getrennt lebenden Elternteil ab, so wird in nicht wenigen familienrechtlichen Verfahren durch das Gericht oder Sachverständige von einer einseitigen Manipulation des Kindes durch den betreuenden Elternteil gesprochen
  • Als Lösung werden von den Vertreter*innen des PAS familiengerichtliche Interventionen verlangt wie z.B:  begleiteter Umgang, Aufenthaltswechsel des Kindes, Betreuung des Kindes nach dem Wechselmodell oder sogar Entzug des Sorgerechts des betreuenden Elternteils
  • In Fällen von häuslicher Gewalt gegenüber der Mutter oder des  Kindes ist es besonders problematisch: Kinder zeigen z.B. Angst vor dem Vater oder lehnen diesen ab, weil es in der Vergangenheit zu Vorfällen gekommen ist, jedoch wird der Mutter Manipulation und Kindesentfremdung vorgeworfen
  •  Es findet die sogenannte Täter-Opfer-Umkehr/Schuldumkehr statt, die Opfern werden diskreditiert 
  • Die Expertengruppe des Europarat zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen beobachten Hinweise auf das hohe Risiko, dass Gewalt gegen Frauen und Kinder vor Gericht unerkannt bleibt und/oder bestritten wird und attestiert der deutschen Justiz erhebliche Mängel

 

Warum wird PAS dennoch bei Gericht als Argument verwendet, wenn es keine offizielle Diagnose ist und von der Wissenschaft abgelehnt wird?

 

  • Der Umgang mit häusliche Gewalt sowie die Kenntnisse darüber weisen an Familiengerichten und bei Jugendämtern teilweise erheblich Mängel auf
  • Beispiel-Aussagen: “Eine Ohrfeige gehört zu einer Ehe doch dazu”, “Sie haben sich den Mann doch ausgesucht” 
  • Mängel an Fortbildungen zum Thema häusliche Gewalt
  • Zu wenig Aufklärungsarbeit (z.B. Befragung von Nachbarn, Zeugen, Polizei),  oft aufgrund von Ressourcenknappheit 
  • Qualitätsmangel bei Gutachten, Auswahl bei Gutachter:innen und der Erstellung von Gutachten  zu wenig reglementiert
  • Väterrechtler/Väterrechtsverbände versuchen gezielt dieses Konzept zu propagieren und fordern, dass diese Form der elterlichen Kindesentfremdung verfolgt wird und sogar Strafbestand wird 
  • Häusliche Gewalt wird bei Väterrechtler/Väterrechtsverbänden nicht thematisiert, nur im Bezug auf falsche Vorwürfe
  • Unter den Fürsprechern von PAS sind auch z.B:  Verfahrensbeistände, Organisatoren von Schulungen für Justizangehörige, Personen aus der Jugendhilfe

 

Welche Auswirkungen haben die Forderungen von Väterrechtlern/ Väterrechtsverbänden?

 

  • Die Forderungen unter dem Deckmantel von Gleichberechtigung, Geschlechtergerechtigkeit zielen vor allem auf Macht, Kon­trolle, Rachelust der Frau und verharmlosen sogar häusliche Gewalt
  • Einschränkung des Selbstbestimmungsrecht der Frau (z.B. wohnhaft)
  • Verharmlosung von häuslicher Gewalt 
  • Pränatale Vaterschaftstest
  • Anerkennung von Sorgerecht soll auch ohne Zustimmung der Mutter bei unverheirateten Paaren möglich sein 
  • Unterhaltszahlungen sollen durch Wechselmodell bei der Betreuung minimiert werden
  • Forderungen betreffen nur den Zustand nach Trennungen
  • Es geht nicht um Rechte/Themen in bestehenden Beziehungen, z.B: gemeinsame Care-Arbeit,  Arbeitsfreistellung nach der Geburt für Väter oder Teilzeit für Väter
  • Es geht auch nicht um Familien außerhalb des traditionellen Rahmens, Patchworkfamilien, queere Eltern, im Mittelpunkt steht die biologische Kernfamilie – Vater, Mutter, Kind 

 

Erklärung | Residenzbetreuungsmodell

 

  • Herkömmliche Betreuungsmodell für getrennt lebende Eltern 
  • Kinder werden hauptsächlich von einem Elternteil, bei dem sie ihren Lebensmittelpunkt haben, betreut – in der Regel ist dies die Mutter.
  • Beispiel: Kind ist zu 90% bei einem Elternteil und besucht jedes 2. Wochenende den anderen Elternteil
  • Urlaubstage, Feiertage und Ferientage werden nach Absprache aufgeteilt.
  • Das andere Elternteil hat laut Gesetz sowohl das Recht als auch die Pflicht zum Umgang mit dem Kind
  • Ein Elternteil erbringt seine Unterhaltspflicht durch Pflege und Betreuung des Kindes, das Elternteil, bei dem das Kind hauptsächlich lebt, und ein Elternteil erbringt die Unterhaltspflicht durch die Leistung von Barunterhalt

 

Erklärung | Wechselbetreuungsmodell

 

  • Besondere Ausformung der gemeinsamen elterlichen Verantwortung
  • Beide Eltern versorgen und betreuen das gemeinsame Kind nach der Trennung zu gleichen Teilen: Das Kind lebt also beispielsweise eine Woche bei einem Elternteil und in der nächsten Woche beim anderen Elternteil
  • Jeder der beiden Elternteile sind zum Unterhalt verpflichtet
  • Das Wechselmodell erfordert eine bestehende Kommunikations- und Kooperationsbereitschaft beider Eltern, Eltern müssen sich deutlich mehr über die Betreuung und Erziehung ihrer Kinder verständigen
  •  Ist dies nicht möglich, ist dem Kindeswohl mit der Anordnung des Wechselmodells nicht gedient
  • Nach früherer Rechtsprechung war das Wechselmodell nur möglich, wenn beide Eltern sich darüber einig waren, von dieser Haltung ist der BGH jedoch Anfang 2017 abgewichen: Unter bestimmten Umständen ist seitdem auch eine Anordnung des Wechselmodells auch entgegen den Willen eines Elternteils möglich

 

Häusliche Gewalt | Fakten

 

  • 240.547 Menschen sind 2022 Opfer von Häuslicher Gewalt geworden – 8,5 Prozent mehr als im Vorjahr 
  • Fast alle zwei Minuten wird in Deutschland ein Mensch Opfer von Häuslicher Gewalt
  • Jede Stunde werden mehr als 14 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt
  • Beinahe jeden Tag versucht ein Partner oder Expartner eine Frau zu töten
  • 71,1 Prozent der Opfer Häuslicher Gewalt sind weiblich, während die Täter zumeist Männer waren (76,3 Prozent)
  • Die Partnerschaftsgewalt stieg 2022 sogar um 9,1 Prozent auf 157.550 Opfer, knapp die Hälfte von ihnen lebte mit der tatverdächtigen Person zusammen.
  • Bei innerfamiliären Gewalt sind mehr als ein Drittel der Opfer Kinder 
  • Trotz steigender zur Anzeige gebrachter Zahlen werden noch immer viele Taten – etwa aus Angst oder Scham – nicht der Polizei gemeldet, deshalb ist die Dunkelziffer von häuslicher Gewalt wohl noch höher 

 

Quellen: 

 

  • Gabriela Keller
  • CORRECTIV
  • stern
  • Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
  • Verband alleinerziehender Mütter und Väter, Bundesverband e.V.
  • Aachener Kanzlei für Familienrecht
  • ROSE & PARTNER Rechtsanwälte Steuerberater
  • Weltgesundheitsorganisation (WHO)
  • Kantonalverband der Zürcher Psychologinnen und Psychologen ZüPP
  • Bundeskriminalamt

 

 

gleich:gestellt?!


In unserem Podcast gleich: gestellt?! führen wir z.B. Gespräche mit Expert:innen aus Medizin, Musik, Entertainment und Sport. Immer gehen wir der Frage nach – wie gleichgestellt sind wir? Mit dem Ziel Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen und so positive Veränderungen anstoßen zu können.

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