GLOSSAR

Artikel 31 der Istanbul-Konvention

Die Istanbul-Konvention hat das Ziel, Frauen/Mädchen vor Gewalt zu schützen. Die Vertragsstaaten verpflichten sich, Gewalt gegen Frauen/Mädchen zu verhüten, zu verfolgen, zu beseitigen, Diskriminierung zu verhindern und deren Rechte zu stärken.

Seit 2018 ist die Konvention in Deutschland geltendes Recht und gibt Impulse für die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen auf staatlichen Ebenen.

Artikel 31 fordert, dass in Sorge- und Umgangsverfahren stets vorherige Gewalt im Sinne der Konvention berücksichtigt wird und die Ausübung von Sorge- oder Umgangsrechten nicht zu einer Gefährdung der gewaltbetroffenen Frauen und Kinder führen kann.

 

„Artikel 31 der Istanbul-Konvention verpflichtet auch Deutschland dazu, Partnerschaftsgewalt bei Sorge- und Umgangsentscheidungen zu berücksichtigen. Darüber setzen sich deutsche Familiengerichte regelmäßig hinweg, wenn sie den Kontaktanspruch des Täters höher bewerten als die Sicherheit von Frauen & Kindern. Über solche erzwungenen Kontakte können Gewalttäter ihre Kontrolle und Gewalt ungehindert fortsetzen – im Schlimmstfall bis zur tödlichen Eskalation.“  (Dorothea Hecht, Referentin Recht, Frauenhauskoordinierung e.V.)

Diversität

Diversität kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Vielfalt und Vielfältigkeit. Mit dem Begriff werden individuelle, soziale und strukturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Menschen beschrieben. Dabei handelt es sich vorwiegend um gesellschaftlich gesetzte Unterschiede wie z.B. Alter, Hautfarbe, Geschlecht, ethnische Herkunft, Religion oder sexuelle Orientierungen. (Quelle: Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung)

Ehegattensplitting

Ehegattensplitting bezeichnet Verfahren, nach dem in Deutschland Ehepaare und Lebenspartnerschaften besteuert werden, die nicht dauernd getrennt leben und keine Einzelveranlagung wählen. Durch den progressiven Steuertarif entsteht ein sogenannter „Splittingvorteil“ gegenüber unverheirateten Paaren mit gleichem Haushaltseinkommen. Der Grund dafür liegt zum einen darin, dass durch das Splittingsystem für jeden Partner zwei Grundfreibeträge berücksichtigt werden, und zwar auch dann, wenn einer der Partner keine steuerpflichtigen Einkünfte erzielt. Zum anderen wird durch die fiktive Aufteilung des zu versteuernden Einkommens die Progression der Einkommensteuer gemildert. Der Splittingvorteil ist größer, je höher das Haushaltseinkommen ist und je größer die Differenz zwischen den individuellen Einkommen der Ehepartner:innen ist. (Quelle: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin))

Emanzipation

Das Wort Emanzipation bedeutet:

a) Befreiung aus einem Zustand der Abhängigkeit; Selbstständigkeit; Gleichstellung.

b) Rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung [der Frau mit dem Mann]. (Quelle: Duden)

Synonyme sind zum Beispiel: Verselbstständigung, Loslösung, Chanchengeleichheit, Gleichberechtigung, Gleichwertigkeit, Gleichrangigkeit. (Quelle: Duden)

 

„Die Emanzipation der Frau heißt die vollständige Veränderung ihrer sozialen Stellung von Grund auf, eine Revolution ihrer Rolle im Wirtschaftsleben. (Clara Josephine Zetkin, Politikerin, Friedensaktivistin & Frauenrechtlerin)

Equal Pay

Equal Pay bedeutet gleiche Bezahlung für gleiche oder gleichwertige Arbeit. Das Equal Pay Prinzip ist Bestandteil des deutschen Rechts: Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz, Gesetz zur Förderung der Entgelttransparenz, Teilzeit- und Befristungsgesetz. Trotzdem wird es in der Praxis nicht immer umgesetzt und es kommt zu Konflikten.

Feminismus

Feminismus ist vielfältig und unterscheidet sich. Grundanliegen aller feministischen Strömungen sind die Selbstbestimmung, Freiheit und Gleichheit für alle Menschen, die im öffentlichen wie auch im persönlichen Leben verwirklicht werden soll.

Feminismus strebt eine gerechtere Gesellschaft für alle an. (Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung)

 

„Im Feminismus geht es darum, Frauen eine Wahl zu geben […]. Es geht um Freiheit, um Befreiung, um Gleichbrechtigung.“ (Emma Watson)

Femizide & Intimizide

Der Begriff Femizid wurde 1976 von der Soziologin Diane E.H. Russell eingeführt. Sie definiert Femizid als „die Tötung von weiblichen Personen durch männliche Personen, weil sie weiblich sind“ und unterscheidet zwei Hauptformen des Femizids, „misogynist killings“ (Tötungen an Frauen aus Frauenhass und Verachtung) und Tötungen von Frauen, weil sie nicht den patriarchalen Rollenvorstellungen entsprechen und sich der männlichen Kontrolle und Dominanz entziehen. Tötungen also, bei denen das Geschlecht der Opfer nicht zufällig weiblich ist. (Quelle: Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen)

Femizid kann als der extreme Ausgang eines Kontinuums von Gewalt gegen Frauen verstanden werden. Allgemein ist mit dem Begriff Femizid die Tötung von Frauen oder Mädchen aufgrund ihres Geschlechts gemeint.

Weder in den EU-Mitgliedstaaten noch weltweit gibt es eine standardmäßige und abgestimmte Definition für Femizid. Das Fehlen einer einheitlichen Definition erschwert die zahlenmäßige Erfassung von Femiziden, da diese Taten in den allgemeinen Daten über Tötungsdelikte unsichtbar werden.(Quelle: Europäisches Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE))

Intimizid: Die Tötung des Intimpartners d.h. des Sexualpartners, unabhängig von der Dauer und Art der intimen Beziehung. (Quelle: Andreas Marneros | Intimizid: Die Tötung des Intimpartners Ursachen, Tatsituationen und forensische Beurteilung)

Frauenquote

2015 hat der Bundestag das „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im Öffentlichen Dienst“ beschlossen. Es besteht aus drei Säulen:

1. Geschlechterquote von mindestens 30 Prozent für Aufsichtsräte voll mitbestimmungspflichtiger und börsennotierter Unternehmen, die ab dem Jahr 2016 neu besetzt wurden.

2. Verbindliche Zielgrößen für Aufsichtsräte, Vorstände und oberste Managementebenen in privatwirtschaftlichen Unternehmen.

3. Novellierung der gesetzlichen Regelungen für den öffentlichen Sektor auf Bundesebene.

Auf europäischer Ebene ist in Sachen Geschlechterquote Norwegen Vorreiter. Bereits im Jahr 2003 hat das Land eine Quote von 40 Prozent für Aufsichtsräte staatlicher und börsennotierter Unternehmen beschlossen und für den Fall der Nichterfüllung Sanktionen festgelegt, bis hin zur Auflösung des Unternehmens. Neben Deutschland und Norwegen haben sich mittlerweile neun weitere Länder für Quotenregelungen entschieden. (Quelle: DIW Berlin. diw.de. DIW Glossar.)

Frauenrechte

Die Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau ist ein wichtiger internationaler Vertrag, der sich mit geschlechtsspezifischer Diskriminierung befasst und die Rechte von Frauen besonders schützt. (Quelle: Amnesty International Österreich).

Geschlechter­gerechtigkeit ist ein Menschen­recht. Frauen haben das Recht auf ein Leben in Würde, ohne Angst und Not.

 

„Die Frau ist frei geboren und bleibt dem Manne gleich an Rechten. […] diese Rechte sind Freiheit, Eigentum, Rechtssicherheit und vor allem das Recht auf Widerstand gegen Unterdrückung.“ (Olympe de Gouges, 1791)

 

„Die Menschrechte von Frauen und Mädchen sind ein unveräußerlicher, integraler und unteilbarer Bestandteil der universellen Menschenrechte.“ (Erklärung zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen 1993)

 

Erklärungen zum Schutz von Frauenrechten:

 

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (1948)

Übereinkommen zur Beseitigung von Diskriminierung der Frau (1979)

Entwicklungsfonds der UN für Frauen (1976, 1985)

Erklärung der Weltfrauenkonferenz von Beijing (1995)

Erklärung zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen (1993)

Aktionsprogramm der Weltbevölkerungskonferenz von Kairo (1994)

Resolution 1325 des VN-Sicherheitsrats zu Frauen, Frieden und Sicherheit (2000)

Maputo-Protokoll (2005)

Istanbul Konvention (2011)

Resolution 67/146 (2012)

(Quelle: SAIDA International e.V.)

Gender-Medizin

Gender-Medizin – oder präziser: geschlechtsspezifische Medizin – bezeichnet in der Medizin die besondere Beachtung der biologischen Unterschiede von Mann und Frau. Sie impliziert eine geschlechtsspezifische Erforschung und Behandlung von Krankheiten. (Quelle: Deutscher Ärztinnenbund).

Gender-Medizin beschäftigt sich mit dem Faktor Geschlecht als Einflussgröße auf Erkrankungen sowie auf die medizinische Behandlung, Forschung und Prävention. Geschlecht meint dabei nicht Mann und Frau als gegenüberliegende Pole, sondern wird als Kontinuum betrachtet, zusammengesetzt aus biologischen und psychosozialen Einflüssen. (Quelle: Medizinische Universität Innsbruck)

Gender Pay Gap

Der Gender Pay Gap (GPG), die geschlechtsspezifische Lohnlücke, zeigt den prozentualen Unterschied pro Stunde im durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von Männern und Frauen (bezogen auf den durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von Männern). Beim unbereinigten GPG wird der Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer:innen verglichen. So wird auch der Teil des GPG erfasst, der z.B. Frauen bei Berufswahl und Karriere, z.B. durch Hindernisse auf dem Karriereweg sowie bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und klassischen Rollenvorstellungen, einschränkt. Der bereinigte Gender Pay Gap gibt an, wie groß die Entgeltdifferenz zwischen Frauen und Männern wäre, wenn ansonsten alle Voraussetzungen für ihren Verdienst gleich wären. Dazu zählen Qualifikation, Tätigkeit, Beruf, Position, Berufserfahrung, Beschäftigungs- umfang und Branche. Dafür wird der Einfluss dieser Merkmale vom ursprünglich berechneten GPG mithilfe statistischer Methoden herausgerechnet. Aber auch hier können nicht alle Ursachen, wie z.B. Erwerbsunterbrechungen und Elternzeiten, berücksichtigt werden. Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundeszentrale für politische Bildung)

 

„Den Gender Pay Gap kleinzurechnen, beseitigt nicht die Benachteiligung von Frauen. Nur weil sich Faktoren für die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern statistisch isolieren lassen, heißt es nicht, dass sie gerechtfertigt sind.“ (Dr. Christina Klenner Expertin für Genderforschung | WSI)

Gender Planning im Kontext Stadtentwicklung

Gender Planning ist die Berücksichtigung der unterschiedlichen Anforderungen diverser Nutzer*innengruppen des geplanten Raumes. Das beinhaltet die Prozessgestaltung sowie die geplanten Maßnahmen. Es ist ein strategisches Vorgehen in der Gestaltung von Planung, in auf unterschiedliche Bedürfnisse eingegangen wird. (Quelle: Technische Universität Wien, Institut für Raumplanung)

 

„Gendergerechte Stadtplanung heißt, dass wir Gender, also das „soziale Geschlecht“, bewusst berücksichtigen […]. Das ist wichtig, weil sich Männer und Frauen, sowie Menschen, die sich weder als eins der beiden fühlen, unterschiedlich durch die Stadt bewegen.“ (D. Mary Dellenbaugh-Losse, Stadtforscherin, Beraterin, Autorin, Lead-Expertin im URBACT-Netzwerk GenderedLandscape)

Gläserne Decke

Als Gläserne Decke (engl. glass ceiling) wird eine nicht sichtbare Barriere bezeichnet, mit der Frauen aufgrund von strukturellen und ideologischen Ursachen im Karriereverlauf häufig konfrontiert sind. Auf diese Barriere treffen Frauen, trotz hoher Qualifikation, wenn sie in das obere Management aufsteigen wollen. Ursachen sind vor allem stereotypen Rollenvorstellungen, bei dem Frauen aufgrund familiärer Verpflichtungen und bestimmter, ihnen zugeschriebener Eigenschaften – wie etwa Emotionalität – angeblich weniger für entsprechende Tätigkeiten geeignet sind. Auch das Fortbestehen häufig rein homosozialer Männergemeinschaften, von denen Frauen strukturell ausgeschlossen sind, stellt einen Faktor dar. (Quelle: Universität Paderborn, Geschlechterstudien)

 

„Glass ceiling lässt sich als wirkmächtige Karriererestriktion beschreiben, die subtil und kaum messbar den Weg von Frauen in das gehobene Management verhindert.“ (Christiane Funken, Professorin, Institut für Soziologie TU Berlin)

Gleichberechtigung

Frauen und Männer sind in Deutschland gleichberechtigt, das heißt sie haben in allen Lebensbereichen gleiche Rechte. (Quelle: BAMF – Bundesamt für Migration und Flüchtlinge)

Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist ein universelles Menschenrecht. (Quelle: Bundesregierung.de)

Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen definiert Geschlechtergleichheit als eines von 17 globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung. (Quelle: BMZ – Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)

Institutionelle Gewalt im Familienrecht

Institutionelle Gewalt ist jede Form von Gewalt (z.B: verbale, psychische, strukturelle, symbolische Gewalt), die von staatlichen Institutionen ausgeübt wird, ohne sich dabei an das gesamte Regelwerk (z.B. Gesetze, Menschenrechte) zu halten. Es beinhaltet auch fehlende Kontrollinstanzen der staatlichen Gewalt. (Quelle: FEMA)

Institutionelle Gewalt im Familienrecht bezieht sich auf den Umgang von Müttern und Kindern durch seine Institutionen. Es geht um Mütter und Kinder, die von Gewalt betroffen sind, und nach einer elterlichen Trennung in Jugendämtern und vor Familiengerichten, nicht (ausreichend) vor fortgesetzter Gewalt geschützt werden. Es kommt zur institutioneller Gewalt, wenn Institutionen durch unzureichende, fachlich falsche Bewertungen und Entscheidungen weitere Gewaltausübung des Täter ermöglichen. (Quellen: whitelilyrev.de, MIA – Mütterinitiative für Alleinerziehende e.V)

 

„Der Gewaltschutz wird regelmäßig ausgehebelt, wenn der Täter gleichzeitig der Kindsvater ist […]. Die Istanbul Konvention wird missachtet. Mütter, die ihre Kinder schützen wollen, werden pathologisiert, beschimpft und im Gerichtssaal gedemütigt.“ (Christina Mundlos, Coachin, Autorin, Expertin für Gewalt und Diskriminierung von Müttern)

Jin, jiyan, azadî

Der Tod von Jîna Mahsa Aminî hat den kurdischen Slogan „Jin, jiyan, azadî“ (Frau, Leben, Freiheit), der die Befreiung der Frauen und eine Revolution fordert, in die Welt getragen. (Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung e.V.)

Der Slogan hat seinen Ursprung in der kurdischen Frauenbefreiungsbewegung und bedeutet: Die Befreiung des Lebens durch eine Revolution der Frauen. (Quelle: Zentrale Bildungs- und Beratungsstelle für Migrantinnen und Migranten e.V.)

Jîna Mahsa Aminî (*21.09.1999 †16.09.2022) wurde von der Teheraner Sittenpolizei festgenommen, weil sie ihr Kopftuch nicht „ordnungsgemäß“ trug. Kurze Zeit später starb sie an den Folgen brutaler Polizeigewalt. (Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung e.V.)

 

„Der Slogan ist die zentrale Parole der Proteste und ein Zeichen, dass die Bewegung ein feministisches Bewusstsein zum Ausdruck bringt.“ (Hamid Hosravi, Dozent,  Lektor, Universität Zürich)

 

„Dieser Ruf der kurdischen Frauen nach Freiheit richtet sich gegen die Tyrannei im Iran, in Syrien und in der Türkei. Der mutige Widerstand der Kurdinnen gegen diese repressiven Regime verdient weiter unseren größten Respekt.“ (Dr. Kamal Sido, Referent, Gesellschaft für bedrohte Völker e.V.)

 

„Was im Iran geschieht, ist feministische Weltgeschichte.“ (Gilda Sahebi
Journalistin, Autorin, Politikwissenschaftlerin, Ärztin)

LGBTQ

LGBTQ ist eine aus dem englischen Sprachraum übernommene Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer und steht für verschiedene Geschlechter – und sexuelle Orientierungen. ( Quelle: Deutsche Welle)

LGBTQ schließt all jene Menschen ein, die nicht heterosexuell und/oder cis-gender sind oder sich auf eine bestimmte Weise mit der queeren Gemeinschaft identifizieren. Beispielsweise werden auch aromantische, asexuelle und intergeschlechtliche Menschen einbezogen. Deswegen liest man zum Teil auch Abkürzungen wie „LGBTQIA+“ und ähnliches – um möglichst viele Menschen anzusprechen.  (Quelle: Stuttgarter Zeitung)

LSBTIQ*“ oder ähnliche Zusammensetzungen der Abkürzungen beschreiben strategische Allianzen zwischen Menschen mit sehr verschiedenen Lebensrealitäten, Bedarfen und Zielen, die jedoch alle von Diskriminierungen betroffen sind, weil sie den herrschenden Vorstellungen über Geschlecht und Begehren nicht entsprechen. In manchen Schreibweisen werden weitere Buchstaben wie zum Beispiel „a“ für asexuell oder ein Sternchen (*) als Platzhalter für weitere Selbstbezeichnungen hinzugefügt. (Quelle: Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)

 

„LGBT-Personen gehören zu den mutigsten und potentesten Akteur*innen und Leitfiguren des Wandels, denen ich begegnet bin, und zu den energischsten Verteidiger*innen der Schutzlosen und Stimmlosen, weil sie wissen, wie es ist, dort zu sein.“ (Ronan Farrow, Jurist, Journalist, Buchautor und ehemaliger Berater der US-Regierung)

Male Gaze

Wörtlich übersetzt bedeutet Male Gaze „männliches Starren“. Der Begriff beschreibt die filmische Darstellung von Frauen durch die Augen eines heterosexuellen Mannes. Frauen werden als Lustobjekt präsentiert und auf ihren Körper reduziert. Von Frauen ist oft mehr zu sehen als zu hören oder sie werden beim Zuhören gezeigt, während Männer beim Sprechen zu sehen sind. Der „Male Gaze“ ist ein männlicher, sexualisierter Blick, der weibliche Protagonistinnen stark objektiviert. (Quellen: Friedrich-Ebert-Stiftung e.V., UNIpress der Universität Innsbruck)

Mansplaining

Mansplaining sind herablassende, bevormundende Äußerungen eines Mannes, der Erfahrungen und Wissen von Frauen ignoriert. Nachdem Schriftstellerin Rebecca Solnit ihr Essay „Wenn Männer mir die Welt erklären“ veröffentlicht hatte, versuchte ein Mann ihr den Inhalt des Buches zu erklären. Die Freundin der Autorin versuchte, ihm klarzumachen, dass Solnit die Autorin des Buches ist, was der Mann jedoch ignorierte. (Quelle: AOK | September 2023)

Menschenwürde

Jeder Mensch ist wertvoll, muss respektiert und anerkannt werden, so wie er ist und egal woher er kommt. Jeder Mensch ist einzigartig mit eigenen Eigenschaften und Fähigkeiten. Jeder Mensch ist gleich viel wert. Jeder Mensch ist wertvoll, muss respektiert und anerkannt werden, so wie er ist und egal woher er kommt. Jeder Mensch ist einzigartig mit eigenen Eigenschaften und Fähigkeiten. Jeder Mensch ist gleich viel wert.

Das Grundgesetz stellt die Menschenwürde an erste Stelle. Artikel 1 Absatz 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Das heißt: Alle Menschen müssen mit Würde behandelt werden und niemand darf die Würde eines Menschen verletzen und Menschen müssen geschützt werden, wenn ihre Menschenwürde verletzt wird.

(Quellen: casablanca – gemeinnützige Gesellschaft für innovative Jugendhilfe und soziale Dienste, Bundeszentrale für politische Bildung)

 

„Wenn es um die Menschenwürde geht, dürfen wir keine Kompromisse eingehen.“ (Angelika Merkel)

Mental Load

Mental Load bezeichnet die Last der Verantwortung für das Organisieren von Haushalt und Familie im Privaten, oder das Koordinieren und Vermitteln in Teams im beruflichen Kontext.

Mentale Arbeit fällt in allen Haushalten, aber auch auf der Arbeit oder im Freund*innenkreis an. 

Diese Form der Belastung trägt meist eine Person und bleibt für andere unsichtbar.

Gebraucht wird der Ausdruck auch, um auf die ungleichmäßige Verteilung unbezahlter Sorgearbeit und die mit ihr verbundene Belastung in persönlichen Beziehungen und gesellschaftlichen Strukturen hinzuweisen.

Mental Load ist ein Aspekt der Care-Arbeit, der Großteil der mentalen Last von Frauen, beziehungsweise weiblich sozialisierten Menschen getragen. (Quellen: klische*esc e.V., frauenseite.bremen.de )

 

„Mentale Belastung umfasst nicht nur die eigentliche Aufgabe, sondern auch die Last des Denkens und Planens im Zusammenhang mit der Aufgabe.“ (Dr. Zuzanna Tkaczynska, Psychologische Psychotherapeutin)

Misogynie

Misogynie (altgriechischmisos „Hass“, gyne „Frau“) bezeichnet Frauenfeindlichkeit bis hin zu Hass gegenüber Frauen. Das weibliche Ge- schlecht wird dem männlichen Geschlecht untergeordnet. Demnach haben Frauen eine geringere Wertigkeit und Männer eine höhere. Diese Feindseligkeit ist auf allen Ebenen sozialer Beziehungen zu finden. Von der gesamtgesellschaftlichen Ebene bis zur persönlichen. Dabei tritt sie in vielfältiger Weise und unterschiedlicher Intensität auf. (Quelle: Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau)

Misogynie im psychologischen Kontext: Krankhafte Verachtung gegenüber Frauen, die oft aus intensivem Hass, Aversion oder Vorurteilen gegen Frauen entsteht. (Quelle: StudySmarter)

 

„Wir brauchen Wissen und konzep­tuel­le Werkzeuge, um Misogynie zu erkennen und zu benennen, so dass sie nicht mehr geleugnet werden kann. Nur so können wir uns ihr letztlich widersetzen. Frauen, Menschen, können durch Wissen empowert werden.“ (Kate Manne, Philosophin, Autorin)

Patriarchat

Gesellschaftsordnung, bei der der Mann eine bevorzugte Stellung in Staat und Familie innehat und bei der in Erbfolge und sozialer Stellung die männliche Linie ausschlaggebend ist. (Quelle: Duden)

Pride

„Stolz“: Selbstbewusstsein und Freude über einen Besitz oder eine [eigene] Leistung; die ein entsprechendes Gefühl zum Ausdruck bringen oder hervorrufen. (Quelle: Duden)

„Pride“: Ein Gefühl der Freude oder Befriedigung, das man bekommt, wenn man selbst oder Menschen, die mit einem verbunden sind, etwas gut gemacht haben oder etwas besitzen, das andere Menschen bewundern. Das Gefühl des Respekts, den man für sich selbst hat. (Quelle: Oxford Learners Dictionaries)

„Pride“: Die Eigenschaft oder der Zustand, stolz zu sein. Ein angemessenes Selbstwertgefühl: Vertrauen und Zufriedenheit mit sich selbst. Freude, die aus einer Beziehung, einer Verbindung, einer Leistung oder einem Besitz entsteht, der als Quelle von Ehre, Respekt usw. angesehen wird. (Quelle: Merriam-Webster)

„LGBT-Pride“ (auch „Gay-Pride“, „Pride“) beschreibt den selbstbewussten bzw. selbst-achtenden und damit stolzen Umgang mit der eigenen sexuellen Orientierung und Identität. Stolz bedeutet in diesem Zusammenhang: So sein, wie man ist, sich nicht vor anderen verstecken (müssen) und auch nicht für andere verstellen.

„LGBT-Pride“ ist auch die Förderung der Selbstbestätigung, der Würde, der Gleichheit und der Sichtbarkeit von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender (LGBT). Stolz, im Gegensatz zu Scham und sozialer Stigmatisierung.

„Disability Pride“ beschreibt eine soziale Bewegung, mit dem Ziel, Menschen mit Behinderung einen gleichberechtigten Platz in der Gesellschaft zu schaffen und gegen Stigmatisierung und Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen anzukämpfen. (Quelle: Stiftung MyHandicap)

Pride Month

Jeden Juni ist Pride Month, ein Monat, indem weltweit LGBTQIA+ Communities zusammenkommen und die Freiheit feiern, sie selbst sein zu können – oder gegen die Unfreiheit dies zu tun, protestieren. Die ursprünglichen Organisator*innen wählten diesen Monat, um die Stonewall-Aufstände im Juni 1969 in New York City zu ehren, welche unter anderem die moderne Gay Rights Bewegung entfacht haben. (Quelle: Quelle: Deutsches Institut für Sozialwirtschaft e.V.) 

Die Nacht zum 28. Juni 1969 gilt als Beginn der Bewegung: In der New Yorker Bar „Stonewall Inn“ in der Christopher Street setzten sich die Gäste in den Morgenstunden gegen eine Polizei-Razzia zur Wehr. (Quelle: Amnesty International Deutschland e. V.)

Der Name „Pride“ wird Brenda Howard (bisexuelle Aktivistin) zugeschrieben, deren Spitzname die „Mutter von Pride“ ist. Sie organisierte den ersten Pride Umzug, um dem Jahrestag des Stonewall-Aufstandes zu gedenken.

Die Pride-Flagge wurde 1978 von Gilbert Baker (Künstler & Gay Rights Aktivist) entworfen. Die Farben des Regenbogens reflektieren die vielen verschiedenen Gruppen innerhalb der Community. (Quelle: Quelle: Deutsches Institut für Sozialwirtschaft e.V.)

„Es ist absolut notwendig, dass die Freiheit und die Menschenrechte eines jeden Menschen überall auf der Welt geachtet werden.“ (Jóhanna Sigurðardóttir, isländische Premierministerin, 2009-2013, verheiratet mit Autorin Jónína Leósdóttir, Pride-Festival, 2014)

Privileg

Ein Privileg (von lat. „privilegium“ – Ausnahmegesetz), bezeichnet ein Vorrecht bzw. einen Vorteil, der einer bestimmten Person oder bestimmten Personengruppen zuteil wird. Es gibt viele Arten von Privilegien, die sich durch psychische (z.B. Geschlecht, Hautfarbe, Gesundheit), soziale (z.B. Bildung, Finanzen) oder andere Merkmale ergeben können. (Quelle: Projekt 100% MENSCH)

 

„Privilegien sind machtvolle Handlungsmöglichkeiten. Privilegierte genießen Vorteile, Vorzüge und Zugänge, wo Andere zurückbleiben, oder benachteiligt werden. Privilegierung erzeugt immer auch Benachteiligung (Diskriminierung) und Diskriminierung erzeugt Privilegierung.“ (Birgit Rommelspacher, Professorin, Psychologin und Pädagogin)

 

„Privilegien sind sehr oft unsichtbar und werden von denjenigen, die sie haben, nicht bemerkt. […] das führt leicht dazu, dass Privilegierte nicht bewusst ist, dass sie Vorrechte genießen.“ (Ina Kerner, Professorin für Politische Wissenschaft)

Populismus

Populismus verkürzt, dramatisiert und emotionalisiert bewusst komplizierte gesellschaftliche Fragen und behauptet, dass die Lösung dieser Fragen im Grunde ganz einfach wäre.

Populist:innen behaupten, das Volk wäre eine homogene Einheit, obwohl wir eine vielfältige Gesellschaft sind. Sie behaupten, den „einzig richtigen Volkswillen“ zu kennen. Sie nutzen sogenannte „alternative Fakten“, also einseitige oder falsche Behauptungen, an Stelle sachlicher Fakten. (Quelle:  Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg)

Rassismus

Rassismus ist eine Form von Diskriminierung. Durch Rassismus werden Menschen zum Beispiel aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft oder äußerlicher Zuschreibungen diskriminiert, ausgegrenzt und abgewertet.

Rassismus verweigert Menschen systematisch die Ausübung ihrer Grundrechte.

Rassistische Diskriminierung

ist jede auf der vermeintlichen ethnischen Herkunft, Hautfarbe, Abstammung oder nationalen Ursprungs beruhende Unterscheidung, Ausschließung, Beschränkung oder Bevorzugung, die zum Ziel oder zur Folge hat, dass ein gleichberechtigtes Anerkennen, Genießen oder Ausüben von Menschen-rechten und Grundfreiheiten im politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen oder jedem sonstigen Bereich des öffentlichen Lebens vereitelt oder beeinträchtigt wird. (Quellen: Bundeszentrale für politische Bildung, Amnesty International Österreich, UN-Antirassismuskonvention)

Sexismus

Sexismus ist eine Form der Diskriminierung. Sexismus bedeutet die Benachteiligung, Abwertung, Verletzung und Unterdrückung einer Person oder eine Gruppe aufgrund ihres Geschlechts.

Sexismus ist auch die Vorstellung, dass Geschlechter eine Ordnung oder Reihenfolge haben. Zum Beispiel die Vorstellung, dass Männer mehr wert sind als Frauen. (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung)

Topsharing

Topsharing bezeichnet ein Arbeitszeitmodell, bei dem sich zwei Führungskräfte eine Managementposition teilen. Topsharing ist als wesentlicher Schritt zur Familienfreundlichkeit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gedacht. (Quelle: Deutscher Ärztinnenbund e. V.)

Topsharing ist als Führung in Teilzeit mittels Jobsharing zweier Führungskräfte mit disziplinarischer Personalverantwortung definiert. Bei Topsharing werden ein Großteil bis sämtliche Hauptaufgaben (sowohl inhaltliche als auch die Personalführung betreffend) und Verantwortlichkeiten gemeinsam von i.d.R. zwei Führungskräften getragen. (Quelle: Otto-Friedrich-Universität Bamberg)

 

„Topsharing funktioniert nach dem Prinzip, dass sich meist zwei Mitarbeiter:innen mindestens eine Vollzeitstelle variabel aufteilen. Halbe Stundenzahl, halbes Gehalt, halbe Verantwortung: Beim Jobsharing teilen sich zwei Personen eine Position – in jeglicher Hinsicht.“ (Stephanie Jordan, Hausarbeit (Hauptseminar) zum Thema Topsharing, 2018)

Väterrechtler/ Väterrechtsverbände

Es gibt viele verschiedene Organisationen und Strömungen.

Hier geht es um Vereine/Verbände die frauenfeindliche und antifeministische Positionen vertreten, die feministische Theorien ablehnen.

Sie treten für eine Reform des als ungerecht empfundenen Sorgerechts. Dabei agieren  sie geschickt und stellen nicht sich selbst in den Mittelpunkt, sondern die vorgeblichen Bedürfnisse der Kinder. 

Organisationen sind vernetzt und suchen gezielt die Kontakte in die Politik und Justiz und es gibt eine organisierte Lobby, die Einfluss auf Justiz und Politik nehmen.

Sie verfassen u.a. Thesenpapiere, organisieren Konferenzen und Workshops.

Unter dem Deckmantel von Gleichberechtigung, Geschlechtergerechtigkeit zielen die Forderungen vor allem auf Macht, Kon­trolle, Rachelust der Frau und die Verharmlosung von häusliche Gewalt.

(Quellen: CORRECTIV, stern.de, Detlef Ax: Kritische Männerforschung)

 

„Es wird versucht, über etwas positiv Konnotiertes wie das gemeinsame Sorgerecht, Einfluss zu nehmen auf die Mutter der Kinder und ihr Selbstbestimmungsrecht als Frau einzuschränken.“ (Dorothee Beck, Politikwissenschaftlerin,  Universität Marburg)

 

„Es ist gefährlich für die Frauen, wenn diese Forderungen in die Parteiprogramme kommen, und wir müssen aufpassen, dass sie nicht mehrheitsfähig werden.“ (Leni Breymaier, Bundestagsabgeordnete)

Woke

„Woke“ bedeutet, dass Menschen sich sozialer und politischer Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen bewusst sind. Der Begriff kann sich auch auf eine Lebenseinstellung und Lebenshaltung beziehen.

Wer „woke“ ist, bemerkt Themen wie Rassismus, Sexismus, Diskriminierung und Ähnliches nicht nur, sondern versucht auch sich aktiv dagegen zu engagieren. Synonyme zu „woke“ sind auch „staywoke“ und „Wokeness“.

Entstanden ist der Begriff Mitte des 20. Jahrhunderts in der afroamerikanischen Bewegung als Ausdruck des Bewusstseins für soziale bzw. rassistische Unterdrückung.

Die Black-Lives-Matter-Bewegung griff den Begriff ab 2014 auf und rückte ihn verstärkt ins öffentliche Bewusstsein. Seitdem kommt der Begriff immer wieder zum Vorschein.

(Quellen: FOCUS | Stuttgarter Zeitung)

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