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Intro & Einleitung
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Vorstellung & Werdegang | Prof.’in Dr. Deborah Felicitas Hellmann
- Seit 2020 Externe Beraterin zu Fragen der Gewaltforschung am Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN), Hannover
- 2017 Berufung zur Professorin für Psychologie an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen
- 2015 – 2017 Akademische Rätin am Fachgebiet Forschungsmethodik, Diagnostik und Evaluation der Universität Osnabrück
- 2015 – 2015 Visiting Researcher an der Royal Holloway University of London
- 2012 – 2015 Projektleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am KFN in Hannover
- 2010 – 2012 Editorial Assistant der Fachzeitschrift „Social Psychology“ (Hogrefe Publishing)
- 2012 Promotion Dr. phil.
- 2009 – 2012 Doktorandin im DFG-Projekt „Konsenseffekte auf Informationsverarbeitung und Urteilsbildung“ an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
- 10/2007 – 09/2012 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Sozialpsychologie der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und im DFG-Projekt „Konsenseffekte auf Informationsverarbeitung und Urteilsbildung“
- 2002 – 2007 Psychologiestudium an der Universität Trier
05:25
Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN)
- Das KFN wurde 1979 als unabhängiges, interdisziplinär arbeitendes Forschungsinstitut gegründet
- Es hat die Aufgabe, als selbstständige Forschungseinrichtung grundlagen- und praxisorientierte kriminologische Forschung zu betreiben und zu fördern
- Das Institut arbeitet im Rahmen eines Kooperationsvertrages eng mit der Universität Göttingen zusammen
- Träger des KFN ist ein gemeinnütziger Verein, das KFN wird vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur im Rahmen einer institutionellen Förderung finanziert
06:20
Definition | Femizid | Intimizid
- Weder in den EU-Mitgliedstaaten noch weltweit gibt es eine abgestimmte Definition für Femizid
- Allgemein ist mit dem Begriff „Femizid“ die Tötung von Frauen oder Mädchen aufgrund ihres Geschlechts gemeint
- Häufig werden Femizide mit Intimizden gleichgesetzt, d.h. dass es sich um Tötungen innerhalb einer Partnerschaft oder Ex-Partnerschaft handelt
- Soziologin und Feministin Diane E.H. Russell nutzte den Begriff Femizid erstmals 1976, sie unterscheidet zwei Hauptformen des Femizids: „misogynist killings“ (Tötungen an Frauen aus Frauenhass und Verachtung) und Tötungen von Frauen, weil sie nicht den patriarchalen Rollenvorstellungen entsprechen und sich der männlichen Kontrolle und Dominanz entziehen
13:31
Feminizide | Situation in Deutschland
- In Deutschland gibt es keine juristische Definition für Femizid, Straftäter können jedoch wegen Mordes, Totschlags oder Körperverletzung mit Todesfolge zur Verantwortung gezogen werden
- Es gibt in der in der Bundeskriminatstatik keine Kategorie Femizid
- Das Bundeskriminalamt stellt seit ein paar Jahren Sonderauswertungen zur Verfügung, in denen Fälle von Partnerschaftstötungen (Intimizide) aufgeführt werden
- Tötung von Frauen und Mädchen in den EU-Mitgliedstaaten und im Vereinigten Königreich 2018:
- Deutschland: achthöchste Rate von weiblichen Opfern von Tötungsdelikten
- Deutschland: fünfthöchste Rate an weiblichen Opfern von vorsätzlichen Tötungen durch Intimpartner (von 15 Ländern)
- Deutschland: sechsthöchste Rate an weiblichen Opfern von vorsätzlichen Tötungen durch Familienmitglieder und Verwandte (von 14 Ländern), Quelle: (EIGE-Studie | Advancing administrative data collection on intimate partner violence and gender-related killings of women | 2021)
- Von den im Jahr 2021 insgesamt erfassten 143.604 Opfern vollendeter und versuchter Delikte der Partnerschaftsgewalt waren 80,3 % weiblich
- Mord u. Totschlag: insgesamt 369 Opfer, davon 301 weiblich (Quelle: BKS | Partnerschaftsgewalt Kriminalstatistische Auswertung | 2021)
- Diese Zahlen zeigen, dass Frauen eindeutig mehr von Partnerschaftsgewalt betroffen sind
- Nichtregierungsorganisationen sammeln Daten zu Femiziden, diese sind aber keine “offiziellen Daten”, z.B. : Organisation „Femizide stoppen”: 64 Femizide (Stand: 6.09.2024)
- Empfehlung/Wunsch für Deutschland und EU
- Definition von Femizid
- Erfassung exakter und vergleichbarer Daten über Femizide
- kontinuierliche Datenerhebung
19:00
Femizide | Wie weit ist das Thema in der Öffentlichkeit verbreitet?
22:58
Sekundäre Viktimisierung
- Die Lebensqualität von Kriminalitätsopfern kann erheblich eingeschränkt sein und darüber hinaus sind diese nicht nur mit den unmittelbaren Auswirkungen der Straftat konfrontiert, sondern oft zusätzlich mit unangemessenen Reaktionen ihres sozialen Umfelds oder der Gesellschaft: Sie werden sekundär viktimisiert und somit zum zweiten Mal zum Opfer
- Bei Femiziden gibt diese Sekundäre Viktimisierung auch, wenn den Frauen selbst die Schuld zugesprochen wird oder sie abgewertet werden
22:43
Gerechte-Welt-Gglaube
Der Gerechte-Welt-Glaube bezeichnet eine generalisierte Erwartung, dass es in der Welt grundsätzlich gerecht zugeht und dass Menschen im Leben das bekommen, was ihnen zusteht
24:39
Femizide | Es kann jede Frau treffen
Partnerschaftsgewalt gibt es in allen sozialen Schichten, somit kann jede Frau Opfer eines Femizids werden, egal wie alt sie ist, woher sie kommt, wo und was sie arbeitet, welchen Beruf sie nachgeht und welchen sozialen Status sie hat
25:24
Mögliche Eigenschaften/ Tatmotive der Täter
- kontrollierendes Verhalten
- patriale Rollenvorstellungen
- patriarchalischer Frauenverachtung
- männliche, sexuelle Besitzansprüche
- sexuelle Frustration
- genereller Frauenhass
- Aktuelle Forschung: Femizide – Studie zur Tötung von Frauen in Deutschland untersucht Taten, Tatmotive und Rechtsprechung auf breiter Datengrundlage, wir werden nach Forschungsende über die Ergebnisse berichten
30.00
Gleichstellung in Deutschland
33:10
Was können wir als Gesellschaft tun, um Femizide zu verhindern?
- Weiterhin Bewusstsein/ Aufmerksamkeit für das Thema schaffen, auch sprachlich: Begriff Femizid/ Frauentötung nutzen, anstatt z.B: Eifersuchtsdrama zu sagen/ zu schreiben
- Mehr Geld für Prävention (mehr Geld für Frauenberatung, mehr Frauenhausplätze, mehr Hilfsmöglichkeiten, die sich an der Lebenssituation der Schutzsuchenden orientieren, mehr Mitarbeiter:innen in diesen Bereichen, erfolgreiche Täterprävention
- Einführung von flächendeckender Hochrisikoeinschätzung bei einer Anzeige von häuslicher Gewalt durch die Polizei, da häusliche Gewalt oft Femiziden vorausgeht
Weiterführende Infos:
Femizid
- Weder in den EU-Mitgliedstaaten noch weltweit gibt es eine standardmäßige und abgestimmte Definition für Femizid.
- Das Fehlen einer einheitlichen Definition erschwert die zahlenmäßige Erfassung von Femizid, da diese Taten in den allgemeinen Daten über Tötungsdelikte unsichtbar werden
- Allgemein ist mit dem Begriff „Femizid“ die Tötung von Frauen oder Mädchen aufgrund ihres Geschlechts gemeint.
- In der Wiener Erklärung der Vereinten Nationen zu Femizid wurden erstmals verschiedene Arten von Femizid kategorisiert:
- Ermordung von Frauen als Folge von Gewalt durch Intimpartner
- Folter und misogynes Töten von Frauen
- Tötung von Frauen und Mädchen im Namen der Ehre
- gezielte Tötung von Frauen und Mädchen im Kontext eines bewaffneten Konflikts
- mitgiftbezogene Tötung von Frauen
- Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität
- Tötung von indigenen Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts
- Tötung weiblicher Kinder und gezielte Tötung ungeborener Kinder zu Zwecken der geschlechtsspezifischen Selektion
- Todesfälle im Zusammenhang mit Genitalverstümmelung
- Anschuldigungen in Bezug auf Zauberei oder Hexerei
- andere Arten von Femizid im Zusammenhang mit Banden, organisiertem Verbrechen, Drogenhandel, Menschenhandel und der Verbreitung von Kleinwaffen
Quelle: European Institute for Gender Equality
Gewalt gegen Frauen in Deutschland
Femizide in Deutschland
Buch | Alle drei Tage – Warum Männer Frauen töten und was wir dagegen tun müssen | Laura Backes & Margherita Bettoni
Buch | Gegen Frauenhass | Christina Clemm
Buch | Die stille Gewalt: Wie der Staat Frauen allein lässt | Asha Hedayati